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SÜDINDIEN 89/90

Ein Reisebericht mit Tips und Hinweisen, wie man günstig und problemlos reisen kann.

Diese Reise war schon bei der Buchung abenteuerlich. Der Veranstalter R. wollte uns nur einen Rückflug nach 2 Wochen verkaufen. Nach langem hin und her konnten wir dann doch einen Rückflug nach 4 Wochen bekommen.

Wir haben eine Woche Badeaufenthalt in Goa, Majorda Beach,dann eine Woche Südindienrundreise und zwei Wochen Badeaufenthalt nochmals in Goa, Hotel Longhinos Beach Resort gebucht. Die Rundreise war bei der Buchung noch nicht "gesichert". Beim nächsten Besuch im Reisebüro waren dann genug Reiseteilnehmer für die Rundreise vorgemerkt. Angeblich. Einige Wochen später waren dann doch wieder zu wenig Teilnehmer,angeblich weil eine Gruppe von 13 Personen storniert hat.

Was also tun? Die Rundreise auf eigene Faust wagen oder einen anderen Veranstalter suchen?

Wir haben uns entschlossen beim deutschen Veranstalter M. eine ähnliche Rundreise zu buchen. Diese Reise, teurer und mit einem weniger ausführlichen Programm sollte einen Tag nach unserer Ankunft in Indien beginnen. Danach hätten wir 1 Woche ohne vorgebuchtes Hotel und anschließend die ursprünglich vorgesehenen 2 Wochen in Longhinos Beach Resort verbringen können.

Bei unserer Ankunft in Goa - AUA-Flug über Bahrein und Dehli nach Goa - machen wir dann Bekanntschaft mit dem völlig unzureichenden Telefonsystem in Indien . Um den Anschluß an die deutsche Reisegruppe zu finden ist ein Telefongespräch mit der Reiseleiterin im nur wenige Kilometer entfernten Panjim notwendig. Es ist nicht möglich ein für beide Seiten verständliches Gespräch zu führen. Auch ein nochmaliger Anruf bringt keine bessere Verbindung. Ich kriege dann gerade noch mit, daß die Gruppe sich nicht im Mayfair Hotel, sondern in Colva Beach, Hotel Silver Sands trifft.

Zufällig gibt es einen Airport-shuttle zu diesem Hotel, den wir dann auch benutzten.

Das Hotel Silver Sands ist das erste Hotel am Platz, alle Taxifahrer wollen ihre Gäste auch dorthin bringen - wahrscheinlich fällt dort am meisten für sie ab - , doch es hat seine besten Tage wahrscheinlich schon vor langer Zeit gehabt. Heute ist es abgewohnt und schäbig. Die Preise sind für indische Verhältnisse moderat ( 415 Rupien pro Nacht im Zweibettzimmer, das sind nach dem derzeitigen Wechselkurs rund 330.-- öS). Übrigens werden in Indien immer Zimmerpreise und nicht wie bei uns üblich Übernachtungspreise pro Person angegeben. Einzelreisende kommen viel teurer weg, weil das Einzelzimmer kaum billiger ist als das Doppelzimmer.

Die Rundreise sollte mit Abendessen und Nächtigung am nächsten Tag bzw. am übernächsten Morgen mit dem ersten Inlandsflug beginnen.

So glaubten wir zumindest.

Jedenfalls haben wir das Gepäck gepackt, das Zimmer bezahlt und auf das Erscheinen eines Reiseleiters gewartet. Zuerst kommt niemand. Dann die ersten deutschen Rundfahrtteilnehmer. Diese bringen uns eine unangenehme Nachricht: Bedingt durch einen Streik bei Indian Airlines wäre der Flug nach Cochin nicht möglich, die Abreise aus Goa erfolge erst am nächsten Abend und zwar nach Bangalore und außerdem sei nicht nur Cochin sondern auch Trivandrum vom Programm gestrichen. Eine Reiseteilnehmerin, Frau Kunze , hat auch schon einen geänderten Reiseplan dabei, der allerdings nur die Flüge, nicht aber das Besichtigungsprogramm enthält. Ein Blick auf diese Unterlage zeigt uns, daß wir 3x nach Bangalore und 2x nach Madras kommen würden. Außerdem wären wir nur fünf Tage unterwegs (anstelle der vorgesehenen sieben Tage) und hätten zwei Tage mehr in Goa verbracht, wo wir uns ohnehin lange genug aufhalten werden).

Die Änderungen des Veranstalters waren wohl vor allem vom Gedanken getragen die Anzahl der Flüge und Nächtigungen nicht zu reduzieren um zu keinen Rückzahlungen verpflichtet zu sein.

Schließlich erscheint dann doch noch die Reiseleiterin, Frau Iris Meyer, der wir dann eine Rücktrittserklärung ausfüllen.

Wohl ist uns nicht dabei, hat uns doch Frau Meyer das Problem der Zimmersuche in Indien in schwärzesten Farben geschildert. Daß wir ihr nicht alles glauben sollen stellen wir gleich fest. Ihre Behauptung, daß kein Rücktrittsgrund vorläge muß sie nach einem Hinweis auf Punkt 4 der Reisebedingungen zurücknehmen.

Jedenfalls steht nun unser Entschluß fest, die Rundreise ohne Reisebüro zu unternehmen. Eine zweite Nacht im Hotel Silver Sands bezahlen wir selbst. Das Flugticket für die erste Etappe nach Bangalore verkauft uns Frau Meyer privat um 650 Rupien je Ticket, was mir nachträglich etwas teuer erscheint. Jedenfalls ist es uns das wert ein ok-Ticket zu erhalten und wenigstens den ersten Flug gesichert zu haben.

So beginnt also unsere Südindienreise zwar nach einigen Ärgernissen, aber auch nach ausreichender Aklimatisierung - die Zeitumstellung von 4 Stunden 30 Minuten ist gar nicht so leicht zu verkraften - am Sonntag, den 10. Dezember mit einem Flug von Goa nach Bangalore im Bundesstaat Karnataka.

Während sich Christl um das Gepäck kümmert habe ich schon ein Zimmer (Harsha Hotel, 380 Rupien pro Nacht ) einen Mietwagen für zwei Tage und eine Zusicherung des Leihwagenmenschen für den nächsten Flug (von Bangalore nach Madras) ein Ticket zu besorgen, organisiert.

Es zeigt sich, daß weder Zimmersuche noch Mietwägen ein Problem in Indien sind. Im Gegenteil: Schon in der Ankunftshalle und vor dem Flughafengebäude wird man von Anbietern umlagert.

Die Taxipreise sind niedrig. Sogar sehr niedrig. Der Kilometer kostet nur zwischen 2 und 2.50 Rupien. Für eine Nächtigung des Chauffeurs muß man mit 50 bis 200 Rupien rechnen.

Als Tourist macht man sich bei diesen Preisen mitschuldig an der Ausbeutung der Taxifahrer. Wenn man bedenkt, daß Benzin in Indien etwa das gleiche kostet wie bei uns - also relativ sehr teuer ist - und sicher der größte Teil des Gewinns dem Eigentümer, der nur in den seltensten Fällen mit dem Fahrer ident ist zufließt, kann für den armen Fahrer , der praktisch den ganzen Tag zur Verfügung steht kaum etwas übrig bleiben.

Leihwagen ohne Chauffeur gibt es in Indien nicht. Wer einmal in einer indischen Stadt unterwegs war wird dies nicht bedauern. Man muß die europäische Mentalität vollkommen ablegen. Verkehrsregeln gibt es offensichtlich keine. Ich konnte nicht herausfinden wer Vorrang hat. (Auch der von mir befragte Taxifahrer wußte nicht ob Linksfahrordnung Linksvorrang bedingt). Ich schwanke zwischen dem Stärkeren und dem Schnelleren. Wer schwach und/oder langsam ist muß immer ausweichen, stehen bleiben oder gar die Strasse Richtung Straßengraben verlassen. Wenn beispielsweise ein Autobus überholt, hat der Gegenverkehr anzuhalten. Das gleiche gilt für Lastwägen oder laut hupende Pkw`s. Der Fußgänger oder Radfahrer der nicht Platz macht hat wenig Überlebenschancen.

Bangalore ist eine der vielen indischen Städte in denen der Verkehr - übrigens Linksverkehr als Relikt der britischen Kolonialherrschaft - auf den europäischen Beobachter einen chaotischen und brutalen Eindruck macht. Wo die Motorrikschas wie die Hornissen ausschwärmen, Taxis rücksichtslos überholen und Lastwägen alle kleineren Verkehrsteilnehmer weghupen und wo trotzdem - vergleichsweise - wenig Unfälle zu beobachten sind.

In einer Großstadt wie Bangalore, die selbst kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, ist Dieses Verkehrstohuwabohu bei Tag der dominierende Eindruck.

Bei Nacht tritt das Elend augenfällig in den Vordergrund. Dann ist beispielsweise nicht zu übersehen, daß viele kein Dach über dem Kopf haben. Nicht wie bei uns einige wenige Sandler , Alkohol- oder Drogenabhängige sondern breite Bevölkerungsschichten. Sie schlafen auf der Strasse, oft einfach am Gehsteig. Meist liegen sie knapp an der Hausmauer und ihre Leiber sind so dünn, daß man mühelos an ihnen vorbei gehen kann. Nur wenn einer einmal quer zum Gehsteig liegt muß man über ihn drübersteigen.

Am nächsten Morgen verlassen wir diese wenig angenehme Stadt Richtung Sravanbelgola. Unterwegs besuchen wir die ersten Dörfer um Eindrücke vom indischen Landleben zu sammeln. Die Menschen leben in unvorstellbar primitiven Hütten, die meist aus Palmblättern,Bambus, Kuhfladen und anderen pflanzlich tierischen Produkten bestehen. Beeindruckend, auf einem 143 m Hügel gelegen, befindet sich dort eine riesige (17 m hohe) Gomateshvara-Statue (Sohn des ersten Jain-Wegbereiters). Diese Statue ist aus einem einzigen Stein gefertigt und ist damit die größte Monolith-Statue der Welt. Mit dem Veranstalter M. hätten wir dieses Wahrzeichen Südindiens nicht gesehen. Beindruckend ist nicht nur die schöne Aussicht, sondern auch die vielen indischen Besucher.

Nach nur wenigen km Fahrt kommen wir nach Halebid, wo wir den Hoysaleshwara-Tempel besichtigen. Reichliche Reliefs (fast wie in Kajurao) sind hier zu bewundern.

Auf der Fahrt nach Belur versuchen wir sowohl Schilling zu wechseln, als auch Briefmarken zu erwerben. Beides ohne Erfolg. In Hassan, einer mittelgroßen Stadt, wechseln wir dann Dollar (Kurs 16,65 Rupien für einen $). Es zahlt sich daher schon aus diesem Grund aus, vor der Reise Schilling in Dollar zu wechseln, weil man dann immer noch um 3% mehr Rupien erhält, als beim direkten Umwechseln.

Nachmittags besichtigen wir dann Belur. Bei diesem und auch bei allen anderen Tempelanlagen kommt man nicht darum herum einen einheimischen Führer, der sich meist als Tempelpriester ausgibt, zu engagieren. Nach den Erfahrungen ist ein Preis von 20 Rupien angemessen, es ist jedoch zweckmäßig, bereits vorher nach einem Preis zu fragen. Meist wird zwar kein Preis genannt, aber es werden damit überhöhte Forderungen nach Beendigung der Führung vermieden. Ist man allein unterwegs, erfährt man auf diese Weise auch einiges über die Tempelanlage, das nicht im Reiseführer steht. Die Sehenswürdigkeiten selbst fährt der Taxifahrer ganz von alleine an, eine detaillierte Vorbereitung wäre gar nicht notwendig gewesen.

Die Tempelstadt Belur hätten wir weder beim Veranstalter R. noch beim Veranstalter M. gesehen.

Auch Halebid wäre nur beim Veranstalter R. am Programm gestanden.

Nach diesem besichtigungsreichen Tag kommen wir am Abend nach Mysore, wo wir im Hotel Southern Star Mysore (Preis 684 Rupien) nächtigen. Dieses ausgezeichnete Hotel liegt nur einige 100 m vom Headquater der legendären Mountain-police (Polizeiuniform mit Texashüten) entfernt. Im Hotelfoyer ist auch der Drehplan eines Serienreißers mit Stacey Keach angeschlagen. Die Filmcrew ist offensichtlich in diesem Hotel untergekommen.

Am Morgen besuchen wir etwas außerhalb der Stadt den Chamundi-Hill mit Tempel und Nandi-Bulle (Shivas Reittier).

Danach geht es zu den Brindawan-Gärten, die zum großen Teil im Stil von Versailles angelegt sind.

Dann besichtigen wir den 80 Jahre alten Palast des Maharajas. An Geschmacklosigkeit (plumpe,kitschige Säulen, üppiger Zierrat) wird dieses Bauwerk höchstens von den bayrischen Schlössern Ludwigs (z.B. Neuschwanstein) übertroffen.

Dann verlassen wir Mysore (gesprochen: Meisor, wie übrigens alle Eigennamen nach englischen Ausspracheregeln auszusprechen sind) in Richtung Bangalore, wobei wir noch das am Weg liegende Fort in Sriranggpatnam besuchen. Wir hätten, wenn wir diesn Besichtigungspunkt, der beim Reiseveranstalter M. im Reiseporogramm enhalten war, nicht gesehen hätten, nichts versäumt. Sämtliche Forts, die wir auf unserer Reise noch sehen werden, sind an sich nicht sehenswert, sondern erinnern bestenfalls an die imperalistische Zeit Großbritanniens.

Am Nachmittag kommen wir wie vorgesehen am Flughafen von Bangalore an, um von dort nach Madras weiterzufliegen. Das Ticket liegt zwar bereit, doch ist von den drei vorgesehehen Flügen einer ausgefallen, sodaß wir auf der Warteliste an 66. und 67. Stelle stehen. Erst für den nächsten Tag haben wir ein ok-Ticket.

Es geht also wieder zurück ins Hotel Harsha, in dem wir schon vor zwei Tagen gewesen sind.

Am nächsten Tag (Mittwoch 13.12.) machen wir ein Zusatzprogramm. Am Vormittag Besuch des botanischen Gartens in Bangalore, wo unser Chauffeur einen ca. 15-jährigen Buben, der sich als Führer anbietet, als seinen Freund vorstellt. Wir machen den Fehler, nicht gleich einen Preis auszumachen, sodaß der Junge am Ende 100 Rupien von uns verlangt. Darauf will ich ihm 10 Rupien geben, höchstens 15. Nach einer Vermittlung des Chauffeurs zahlen wir schließlich 20 Rupien.

Anschließend versuchen wir die weiteren Flugtickets zu bekommen. Im Stadtbüro von Indien-Airlines wollen wir mit Kreditkarte zahlen. Die Angestellte murmelt etwas von Mehrkosten. Ich antworte, weil ich es so zu verstehen glaubte, "ok 5%". Das bin ich ja schon aus anderen Ländern gewohnt. Sie korrigiert mich aber, nicht 5%, sondern 35%! Wir überlegen,daß wir sowieso Geld wechseln müssen und klappern die Bankfilialen der Umgebung ab. Hier gibt es Banken, die überhaupt kein Geld wechseln! östereichische Schillinge kennt man nicht und wenn, dann hat man keinen Kurs. Auch in den Zentralen der Banken, in die man uns schickt, gibt es kein Geld für österreichische Schilling. Selbst mit der Visa-Card kann man in keinem der Institute Geld beheben. So geht es einem, wenn man im Vertrauen auf die vorausbezahlte Reise zu wenig Geld in $ gewechselt hat!

Ich habe mir nicht vorgestellt, daß es so schwierig ist, zu Geld zu kommen, zumal wir gleich bei der Ankunft am Flughafen in Goa problemlos Schilling wechsen konnten.( Dollar und " Deutschmark" werden am Schwarzmarkt günstig gewechselt. Eigenartigerweise bekommt man für gr0ße Dollarscheine bis zu 25% mehr als der Bankkurs, für kleine Noten 10-20% weniger .Von dieser unlogischen Tatsache habe ich vorher noch nie gehört. Im Gegenteil, es wird immer die Mitnahme von kleinen Dollarnoten empfohlen. Auch steht in keinem "klugen" Buch, daß beim Kauf eines Flugtickets die Bestätigung über offiziellen Geldwechsel verlangt und sogar am Ticket eingetragen wird.)

Ein Tip hat sich dann doch noch als erfolgreich erwiesen: "Thomas Cook". Wir fahren mit dem Taxi hin und bekommen, obwohl es sich um keine Bank handelt, für 1000 Schilling 1280 Rupien.

Solchermaßen um eine Sorge erleichtert (Briefmarken haben wir wegen der unterschiedlichen Öffnungszeiten der Postämter noch immer nicht) fahren wir 60 km nach Norden zu den Nandi-Hills. Es handelt sich um einen Aussichtsberg mit Naturschutzgebiet und einigen Tempelruinen. Von den zahlreichen indischen Touristen (kaum Ausländer) ersucht uns eine Gruppe, sie zu fotografieren. Die Inder haben eine fast kindische Freude daran, fotografiert zu werden. Im Gegensatz zu arabischen Ländern (z.B. Marokko), wo sich niemand fotografieren lassen will, drängen sich die Inder, um auf einem Foto verewigt zu werden. Manche geben ihre Adresse mit dem Ersuchen um Zusendung eines Fotos her.

Nach diesem Zusatzausflug kehren wir zum Flughafen Bangalore zurück. Die erste Taxifahrt ist etwas teurer geworden als geplant. Für die drei Tage Taxifahrt zahlen wir rund 2700 Rupien. Die Lehre daraus ist, nicht nur den Taxipreis selbst genau auszuhandeln, sondern auch ganz genau die Strecke und die Reihenfolge der Ziele, damit man keine Handhabe für Mehrforderungen bietet. Kehrt man an den Ausgangspunkt zurück, wie dies bei dieser Fahrt der Fall war, ist es sicher besser, einen Kilometerpreis auszumachen und nach dem Kilometerstand abzurechnen. Wenn den Mehrgewinn der Chauffeur und nicht der Wagenbesitzer einstreifen würde, wäre das sicher in Ordnung.

Der Flug nach Madras klappt, auch ohne Bestechung , wie es in Indien angeblich üblich sein soll (50 oder 100 Rupien ins Ticket legen).

Auch in Madras (Hauptstadt von Tamil Nadu) bekommen wir gleich Hotel und Taxi. Diesmal haben wir einen Taxifahrer erwischt, der bei der Auftragsannahme allein war. Er hat am nächsten Tag den Tacho abgehängt und erst bei den letzten Kilometern in Betrieb genommen. Ich gönne es ihm. Uns hat er übrigens nicht gelinkt.

Dafür war das Hotel (Hotel President, Zimmerpreis 470 Rupien netto) ein Flop. Der Keiler am Flughafen zeigt uns einen schönen Prospekt mit Swimmingpool und Bäumen, verspricht uns 20% discount. Die vier Sterne, die das Hotel haben soll, treffen dann nur auf die Eingangshalle zu. Ums Eck liegen die Papierln am Boden, der Teppich ist schäbig und verdreckt, Es gibt nur eine leere Trinkwasserflasche im Zimmer, kein Klopapier, nur eine Decke etc. Man muß 3x urgieren, mit dem Geschäftsführer drohen, ihn dann tatsächlich verständigen, um wenigsten ein Klopapier zu bekommen. Dann halten sie noch die Hand auf für die Dinge die selbstverständlich da sein sollten. Der Swimmingpool liegt im zweiten Stock zwischen den zwei Hoteltürmen. Der Wipfel eines Baumes ragt gerade soweit herauf, daß er einen grünen Hintergrund für ein schönes Prospektfoto abgibt. Neben dem Swimmingpool befindet sich ein Lager von alten Flaschen. Das Service beim Frühstück ist denkbar schlecht. Der Tee kommt erst wenn man mit dem Frühstück fertig ist. Daran ändert auch eine Beschwerde beim Geschäftsführer nichts. Dieser ist eigentlich ein armer Kerl. Keinerlei Führungsqualität. Schimpft mit seinen Leuten, wenn es Probleme gibt, anstatt sie zu motivieren. Das kann ja nichts werden. Mich fragt er dann über Belgrad aus, weil er dort Chef eines indischen Restaurants werden soll. Eines staatlichen auch noch dazu. Daß die wenigen finanzkräftigen Leute in Belgrad dieses Lokal mehr als einmal besuchen werden wage ich schon heute zu bezweifeln.

Am Morgen des 15.12 besichtigen wir ganz in der Nähe einen kulturell weniger bedeutenden Tempel (Kapaleswarar Tempel im Stadtteil Mylapore). Dieser Tempel war weniger von Touristen besucht, ihn zu sehen war aber doch sehr, sehr lohnend. hier konnten wir erstmals die Riten der Hindus beobachten. Ein Priester hat sogar die Zeremonien mit uns vollzogen (Blumenopfer, Bemalung der Stirn, Feuerschale etc.). Ich habe mich dabei ziemlich hilflos gefühlt, weil ich keine Ahnung hatte, wie es weitergeht oder ob schon alles vorbei ist. Wir haben übrigens auch gelernt, wie das Fotografierverbot zu verstehen ist: Durch Bezahlung von 5 oder 10 Rupien kann man eine Ausnahme für alle Bereiche, außer dem Allerheiligsten selbst, erwirken. Dazu gibt es auch in jedem Tempel schöne Formulare, mit vielen Stempeln. Die Inder lieben Stempel, wie wir immer wieder in Banken, vor allem aber bei der Ausreise leidvoll erfahren mußten.

Anschließend geht es nach Kanchipuram, einer der sieben heiligen Städte Indiens. Die Stadt ist übersät von Tempeln ( es sollen 124 sein). Besichtigt haben wir den Sree Kamakshi Tempel (7/8 Jhdt.), den Ekambareshawara Tempel (16.Jhdt.) und den Varadaraja Tempel (12. Jhdt.). Diese eindrucksvollen Tempelanlagen hätten wir beim Veranstalter M. versäumt.

Ohne Mittagessen geht es an die Ostküste zu den berühmten Tempelanlagen von Mahabalipuram. Zuerst zu den Höhlentempeln, dann zu den fünf Tempelwagen (Rathas) und schließlich zum berühmtesten, dem Strandtempel.

Am Rückweg nehmen wir noch einen kleinen Snack im "Fishermans Cove", ein Luxusschuppen mit, für indische Verhältnisse exorbitant hohen Preisen. Nach europäischen Begriffen sind die Preise gutbürgerlich.

Noch zwei Nächte müssen wir in Madras im Hotel President verbringen, da wir zum Umziehen schlicht zu faul sind und der nächste Flug nach Trichy erst am Samstag früh morgens geht. (Ursprünglich wollten wir am Donnerstag fliegen, was wegen des verlorenen Tages in Bangalore dann nicht mehr möglich war. Daß es am Freitag diesen Flug nicht gibt war auch nicht einfach festzustellen. Wenn man nämlich ein Ticket für Freitag den 15. verlangt erhält man ohne Kommentar, aber erst, nachdem man bezahlt hat, ein Ticket für Samstag, den 16. In Indien kann man das nur mit einem Seufzer zur Kennnis nehmen.).

Jetzt verlieren wir sozusagen durch die Tücken des Flugplanes einen weiteren Tag. Wir fahren mit einer Motorrikscha die "Sehenswürdigkeiten" ab, die die Reiseveranstalter anbieten. Aber weder die Kirchen, noch das Fort San George vermitteln irgend einen besonderen Eindruck, außer vielleicht dem, daß es sich um Fremdkörper in der indischen Kultur handelt.

Wir wollen daher an den Strand, doch zum ersten Mal in diesem Urlaub beginnt es leicht zu regnen. Also zurück zum Hotel. Dort angekommen verziehen sich wieder die Regenwolken. Wir beschließen am (scheußlichen) Swimmingpool zu bleiben. Zu sehen gäbe es nur noch ein Museum, auf das wir aber keine Lust haben

Zu allem Ärger kommt noch, daß das Zimmerservice trotz Beschwerde wieder nicht funktioniert.

Am Samstag sollte uns der Hotelbus zum Flughafen bringen. Wie zu erwarten hat das nicht funktioniert. Macht nichts, ein Taxi tuts auch. Hauptsache man kommt von diesem schrecklichen Hotel weg.

Auch der Flug nach Trichy klappt und ich lasse mir am Airportcounter von Indian Airlines das nächste Inlandsticket rückbestätigen, obwohl beim Ticketkauf die Angestellte behauptet hat eine Rückbestätigung sei nicht mehr erforderlich. Jedenfalls bekommen wir unseren Stempel ins Ticket , was uns doch einigermaßen beruhigt .

Zeitlich am Morgen in Trichy angekommen mieten wir ein Taxi für mehrere Tage, die längste Fahretappe unserer Reise. Es ist wieder ein "Ambassador", der aussieht wie ein englisches Auto aus den fünfziger Jahren, der aber noch heute, offensichtlich in einer alten englischen Fabrik hergestellt wird. Die Kiste ist unheimlich schwer und hat trotzdem nur 40 PS. Auf unserer Reise begegnen uns zumeist nur solche Oldtimer-Autos, wie dieses oder ein Lizenzprodukt, das wie ein Fiat 1100 aussieht, allerdings mit Rechtslenkung. Manchmal auch Jeep-ähnliche Fahrzeuge, die sicher nicht aus Amerika importiert, sondern auch irgendwo in Indien hergestellt werden. Nur die Suzuki (Maruti) PKW und Kleinbusse sehen modern aus, sind aber japanische Lizenzprodukte.

Mit dem ganzen Gepäck im Auto beginnen wir die Besichtigungen in Trichy (auch Tiruchirappalli genannt).

Als erstes sehen wir die Tempelstadt Srirangam mit 250 Hektar und 21 Gopurams. Die Tempelanlage und die Stadt sind hier zusammengewachsen. Nähert man sich der Tempelanlage, die sternförmig angeordnet ist, so passiert man durch einen Torturm (Gopuram) den Eingang in den äußeren Kreis des Tempels. Hier herrscht das gleiche Gedränge, der gleiche Verkehr, die gleiche Vielfalt von Geschäften wie außerhalb des Tempels. Auch nach dem nächsten Gopuram, der sich einige 100 m entfernt befindet, sieht man das gleiche Bild. Erst beim dritten Tor muß man den Wagen verlassen, die Schuhe ausziehen, und kann dann die inneren Tempelanlagen bewundern.

Weiter geht es zum Jambukeswara-Tempel, mit zahlreichen Palmen innerhalb des Tempelareals. Dann kommen wir zum Höhepunkt der Besichtigung in Trichy: einer Bergfestung aus dem 17. Jhdt. mit einem Höhlentempel mit Pallawa-Inschriften aus dem 7. Jhdt.. Noch weiter oben (der Berg ist 83 m hoch) befindet sich ein kleiner Ganescha-Tempel, von dem aus man eine herrliche Rundumsicht genießen kann.

Beim Verlassen der Stadt können wir noch einmal einen Blick auf diesen Felsentempel, der die Ebene überragt, werfen.

Wir fahren gleich weiter nach Tanjore, wo vor allem der Brihadeshwara-Tempel, der um 1000 n. Chr. entstanden ist, beeindruckt (reicher Figurenschmuck, mit einer 80 Tonnen schweren Granitkugel auf der Spitze des Gopurams und mit einem sechs Meter langen Nandi-Bullen, der täglich mit Öl übergossen wird).

Eine Besichtigung des Tanjore-Palastes mit Museum ist weniger eindrucksvoll.

Am Abend kommen wir in Madurai an ,der Chauffeur will uns in einem Super-Luxushotel einquartieren, wir bestehen aber auf einem anderen Hotel (Tamil Nadu, 184 Rupien pro Nacht, sauber, keine Beschwerden, Kreditkarten werden jedoch nicht akzeptiert). Essen gehen wir mit unseren Chauffeur in das Luxushotel.

Am nächsten Morgen ist uns ein anderer Chauffeur, der ein sogenanntes Interstate-Permit besorgen mußte, mit dem Bus nachgekommen und löst unseren Fahrer vom ersten Tag ab. Man muß sich vorstellen, alle diese Aktivitäten sind in einem Kilometerpreis von zwei Rupien enthalten!

Die Besichtigung in Madurai beginnen wir mit einem kleinen Inseltempel und mit dem Tirumalainak-Palast.

Beindruckend ist in Madurai allerdings nur der Menakshi-Tempel, der zwischen dem 13. und dem 16. Jhdt. errichtet wurde. Die Besichtigung diese Tempels erfordert mehrere Stunden. Es gibt in der 1000-Pfeiler-Halle ein eindrucksvolles Museum mit zahlreichen wirklich ausgezeichneten Figuren (die Fotoberechtigung dieses Museums gilt aber nicht für die übrigen Bereiche des Tempels, was uns in Schwierigkeiten bringt - Eintrittsgebühen gibt es auch, die sind aber, wie überall in Indien sehr gering). Der östliche Teil des Tempels ähnelt einem Basar, im Zentrum kann man auch religiöse Aktivitäten (Umschreiten des Heilgtums, Bewerfen mit Butterkügelchen) beobachten. Wie überall gibt es auch hier einen Teil, den Nichthindus nicht betreten dürfen.

Den Nachmittag nimmt die Fahrt ins 1000 bis 1800 m hohe Naturschutzgebiet von Peryar in Anspruch. Die Straßen sind denkbar schlecht, großteils ist die Höchstgeschwindigkeit 20 km/h. Wir überschreiten erstmals am Landweg eine Staatsgrenze innerhalb Indiens. Hier gibt es tatsächlich Schlagbäume, Fahrzeuge werden zuerst von Tamil Nadu, dann von Kerala kontrolliert. Die Insassen müssen allerdings keine Pässe vorzeigen.

Am Abend kommen wir am Peryar-See an, herrliche Abendstimmung, es ist um einiges kühler.

Es gibt nur zwei Hotels, weswegen wir zeitlich am Morgen in Madurai eine Zimmerreservierung vorgenommen hatten. Wegen des schlechten Telefonnetzes ist es nur möglich solche Reservierungen durch Boten vorzunehmen. Unser Chauffeur hat uns zu diesem Zweck mit einem Fahrer einer italienischen Gruppe zusammengebracht, die schon zu Mittag nach Peryar kommen sollten.

Die Zimmerreservierung hat auch funktioniert und wir bekommen das letzte Zimmer zum Preis von ca. 300 Rupien.

Am nächsten Morgen (Montag 18. 12.) machen wir nach einem Spaziergang eine Motorbootfahrt (zwei Stunden, 120 Rupien in einem Boot ganz allein für uns). Leider sehen wir keine Tiger oder sonstige wilde Tiere, sondern nur ein paar Vögel und eine Gruppe Wildschweine.

Die anschließende Fahrt nach Cochin, wiederum über denkbar schlechte Straßen, führt uns durch ein landschaftlich besonders reizvolles Gebiet. Zahlreiche Fotostopps verringern unsere ohnehin schon stark reduzierte Fahrgeschwindigkeit, sodaß wir erst am Abend, bei Dunkelheit, in Cochin ankommen. Hungrig und müde von der Reise akzeptieren wir auch das bisher vornehmste Hotel (Malabar-Hotel, 1000 Rupien pro Nacht). Dieses Hotel liegt auf einer Halbinsel und hat wirklich einen , auch aus europäischer Sicht, hohen Standard. Selbst am WC befindet sich in Griffweite ein Telefon. Uns ist der Aufenhalt in einem so vornehmen Haus eher unangenehm, weil wir weder über die angemessene erhobene Nasenspitze noch die notwendige Kleidung verfügen.

Für den nächsten Morgen haben wir eine Bootsrundfahrt, die alle sehenswerten Punkte der Stadt beinhaltet, vorbestellt (Linienboot). Auf der Bootsanlegestelle bequatschen uns Bootsführer, daß diese Rundfahrt nicht zu den "Backwaters" von Cochin führt. Nachdem dies unser Chauffeur, den wir als neutral einstufen, bestätigt, lassen wir uns überreden, mit einem dieser Boote um 120 Rupien (eine Stunde) in die Backwaters zu fahren. Nach zwanzig Minuten eröffnet uns der Bootsfahrer, daß man um in die Backwaters zu kommen, drei Stunden benötigt. Soviel Zeit haben wir aber gar nicht, weil wir noch den langen Weg nach Trivandrum fahren und die Sehenswürdigkeiten von Cochin mit dem Auto besichtigen wollen.

Wir lassen also umdrehen und bezahlen für die dreiviertel Stunde 100 Rupien. Wir klappern die angeblichen Sehenswürdigkeiten von Cochin mit dem Auto ab. Die Kirchen, das Fort und auch der Mattancherri-Palast entpuppen sich als wenig interessant. Nur die Synagoge, zu der wir sehr schwer finden, weil sie keiner kennt, ist v.a. durch das Gespräch mit dem Rabbi von Interesse.

Um doch noch etwas von den Backwaters zu sehen, lassen wir uns bei Alleppey nicht nur zum Strand, sondern auch zu den Kanälen chauffieren. Irgendwo auf der Strecke zwischen Alleppey und Quillon dringen wir entlang des Wassers in ein Dorf vor, was von den zahlreichen Dorfbesichtigungen, die wir bisher gemacht haben, die interessanteste ist. Wir sehen Burschen im Fluß baden, Mädchen Wäsche waschen und beobachten die Tiere auf einem "Bauernhof". Nach und nach werden wir verfolgt von einem Schwarm von Kindern, die uns mindestens ebenso neugierig beobachten, wie wir sie.

In diesem Bereich hätte die Reiseroute durchaus verbessert werden können. Man könnte von Peryar kommend in Kottayam ein Boot besteigen und sich (Fahrzeit ca. drei Stunden) durch die Backwaters auf die andere Seite nach Alleppey bringen lassen. Von dort aus könnte man mit dem Auto weiter nach Süden reisen und hätte sich rund 120 km schlechte Straße erspart.

Landschaftlich haben die letzten beiden Tage den Höhepunkt der Reise dargestellt.

Abends Ankunft südlich von Trivandrum in Kovalam-Beach. Ein Luxushotel verweigern wir diesmal und ziehen in ein Hotel im Kolonialstil ein. Das Zimmer hat einen wunderschönen Balkon, ist aber sonst eher einfach und primitiv. Der Besitzer sagt selbst, er vermietet den Balkon, das Zimmer ist gratis (Hotel Blue Sea, 350 Rupien).

Dem Chauffeur, der uns die weite Strecke (vier Tage) gefahren hat und der noch einen ganzen Tag für die Rückreise brauchen wird, zahlen wir 3600 Rupien, wobei schon 380 Rupien Trinkgeld dabei sind. Der Fahrer fragt uns nach Schaumbad und Seife, die wir aber nur zum Eigenbedarf mithaben. Gefragte Artikel, neben den ohnehin bekannten Kugelschreibern ("Give me a schoolpen please")sind noch Kosmetika und Deodorants.

Zum ersten Mal genießen wir ein Abendessen im Freien und nicht in einem klimatisierten Speisesaal.

Den nächsten Vormittag verbringen wir am wunderschönen Strand von Kovalam (felsenumrahmte Sandbuchten). Hier ist es schrecklich heiß, heißer als in allen anderen Orten, in denen wir bisher waren. Die Inder benutzen Schirme gegen die Sonne, am Strand werden Palmwedel als Sonnenschutz vermietet.

Zu Mittag müssen wir zum Hotel zurück. Wir wollen den Weg durchs Landesinnere abkürzen und verirren uns. In einem Dschungel von Palmen und Bananenbäumen befinden sich malerische, nach unseren Begriffen zum Wohnen sicher ungeeignete Hütten. Hier und da kann man in dem hügeligen Gelände einen Blick zum Meer (über die Palmenwälder hinweg) erhaschen. Einfach traumhaft. Wenn es nur nicht so heiß wäre. Nach einer Weile, wir glauben uns schon in der Nähe des Hotels, stehen wir wieder am Strand beim Leuchtturm, von dem wir hergekommen sind.

Verschwitzt, Christl nahe einem Kreislaufzusammenbruch, kommen wir schließlich doch zum Hotel, wo das am Morgen vorbestellte Essen auf uns wartet. Nach ein paar Bissen lassen wir alles stehen, obwohl es ausgezeichnet schmeckt. Bei der Hitze kann man einfach nicht so viel essen. Nun unter die Dusche - einmal vor dem Essen, einmal nach dem Essen. Dann wartet schon das Taxi, das uns zum Flughafen bringt.

Das Ticket (mit dem ok-Stempel) wird akzeptiert. Wir fliegen nach Goa, wo mehr als zwei Wochen reine Erholung auf uns warten. Der Kapitän meldet - es ist 7 Uhr abends - 25o Celsius Außentemperatur in Goa. Beim Aussteigen ist es angenehm kühl.

Damit ist Mittwoch abends die Rundreise die Sonntag abends vor einer Woche begonnen hat zu Ende. Wir haben viel gesehen. Mehr als beide Veranstalter ursprünglich vorgesehen hätten. Ausgelassen haben wir vor allem die Verkaufsvorführungen, die bisher ja bei jeder Reise dabei waren.

Wir lassen uns vom Taxi gleich zu dem Hotel (Hotel Longhinos Beach Resort ) bringen, in dem unser vorgebuchtes Arrangement in zwei Tagen beginnen wird.

Der Taxifahrer will uns zwar unbedingt zum Silver Sands bringen. Inzwischen wissen wir ja warum.

Das Hotel Longhinos entpuppt sich als sauber, ordentlich und billig.(200 Rupien pro Nacht). Wir haben ausgerechnet, daß uns das Reisebüro für die vorgebuchte Zeit ungefähr das doppelte verrechnet hat. So habe ich mir das ja sowieso vorgestellt. Am meisten verdient das europäische Reisebüro, einen kleineren Gewinn kann der Hotelbesitzer einstreifen, die Beschäftigten bekommen einen Hungerlohn.

Das Hotel liegt nur wenige Meter vom 26km langen Sandstrand in Colva Beach entfernt. Die Zimmer haben alle Balkon oder Terasse. Gegessen wird im Garten, übrigens sehr gut und reichlich. Die Halbpension schließt einen Frühstücksbon von 35 Rupien und einen Dinnerbon von 65 Rupien ein. Soviel kann man bei den indischen Preisen gar nicht essen und auch nicht trinken (Getränke werden auch angerechnet). Die Preise für eine Hauptspeise liegen hier zwischen 10 und 25 Rupien, nur Spezialgerichte , z.B. Tiger Prawns kosten etwas mehr - 40 Rupien. In manchen Lokalen, insbesondere solchen mit etwas schlechterer Lage sind die Preise noch um 2-3 Rupien geringer. Z.B. ein ganzer Teller Kalamari um 7 Rupien. Getränke (z.B. frisch gepreßter Mangosaft 8 Rupien, Sodawasser 2.50 Rupien, 1/8 Portwein 5 Rupien, 3/4 l Bier 12 - 15 Rupien) sind ebenfalls billig.

Probleme gibt es in anderen Landesteilen, z.B Tamil Nadu mit Alkohol: entweder es gibt überhaupt keinen oder er ist vergleichsweise teuer ( z.B. Bier 40 Rupien). Relativ teuer ist Wasser. Eine Flasche Wasser kostet im Laden 10-11 Rupien, eine Bouteille Portwein 12 Rupien.

Was man noch wissen sollte - in den Reiseführern steht nichts darüber - Trinkgelder muß man vorher geben, z.B 10 Rupien für eine Woche Room Service, sonst ist kein Bett gemacht, nicht aufgekehrt und das WC nicht gereinigt.

Beim Hotel Longhinos gibt es einen Nachteil: direkt vor dem Hotel kann man nicht baden, weil dort die Fischer tausende kleine Fische zum Trocknen in den Sand legen. Die Gerüche Arabiens sind nichts im Vergleich zu den Gerüchen Indiens. Besser man geht etwas nach Norden, weg vom Fischerdorf, nach 15-20 Minuten ist man ganz allein und wird dort auch nicht mehr von lästigen Händlern und Bettlern belästigt. Der interessanntestete Dienstleister ist der Ohrenputzer. Den gibt es tatsächlich - ausgerüstet mit Watte und Stäbchen geht er über den Strand und fragt jeden, ob er sich nicht die Ohren ausputzen lassen will. Hat man keine Lust, zeigt er Empfhlungsschreiben in verschiedenen Sprachen. Eine Empfehlung von deutschen Urlaubern lautet: "Vorsicht, der Mann ist teuer!"

(Andere Dienstleistungen sind wiederum sehr billig, z.B. der Friseur, zu dem ich mich anfangs nicht zu gehen traute. Der Preis war 10 Rupien und er hat sich wie ein Schneekönig gefreut weil ich ihm 20 Rupien gegeben habe.)

Wie gesagt, etwas weiter vom Dorf entfernt ist man vor derartigen Belästigungen fast sicher. Wenn ein, zwei Mal am Tag ein Getränke- oder Obstverkäufer vorbeikommt, ist er willkommen. Dort kann man auch nackt baden. Das ist zwar bei Indern, die meist voll bekleidet ins Wasser steigen, unüblich, inzwischen haben sie sich jedoch an die anderen Usancen der Touristen gewöhnt.

Überhaupt gehen die Inder nicht in unserem Sinn baden. Sie gehen am Strand spazieren. Beim Dorf bewegen sich solcherart die Menschenmassen. Kaum ein Inder oder eine Inderin legt sich in die Sonne. Am Strand sitzt oder liegt man bestenfalls nach Sonnenuntergang.

Uns quälen in der Nacht die Moskitos, vor allem Christl, die ein besonders süßes Blut zu haben scheint ist ganz zerstochen. Rauchspiralen - sind sie wirklich nicht gesundheitsschädlich, wie auf der Packung vermerkt? - helfen gut. Dafür haben nun die Flöhe Christl entdeckt. Einmal Katze streicheln beim Abendessen genügt um in wenigen Stunden von Bissen übersäht zu sein. Nachdem wir den Floh ersäuft haben passiert das Ganze ein paar Tage später noch einmal. Jetzt weiß ich auch, warum die Inder mit ihrem ganzen Gewand im Meer planschen!

Einen organisierten Ausflug nach Alt Goa mit Bootsfahrt am Mandovi River haben wir gebucht (mit 20 $ weit überzahlt). Gerade einen Tag davor wird das bis dahin herrliche Wetter trüb und es dauert 2 1/2 Tage an, an einem Abend sogar mit leichtem Regen. Also nichts mit dem erwarteten Sonnenuntergang am Mandovi River.Der Fluß ist von einem Ölteppich überzogen und wird von alten verrosteten Lastkähnen bevölkert, die Erz für Japan transportieren. Die portugiesischen Kirchen (Goa war bis in die 60er Jahre portugiesich) bieten nicht allzuviel, wenn man von Hindutempeln verwöhnt ist. Auch ist Panjim als Einkaufsstadt wenig geeignet. Im viel näher gelegenen Margao hat man mehr Auswahl und günstigere Preise.

An einem anderen Tag nehmen wir einen Motorroller (150 Rupien pro Tag + 3 l Benzin um 27 Rupien) um den langen Sandstrand zu befahren. Um zu tanken müssen wir 8 km nach Margao fahren. Linksverkehr und die bereits beschriebenen Verkehrsgewohnheiten machen das kurze Stück zu einer Mutprobe. Am Strand fahren wir dann nach Norden. Dorthin, wo weiße Dächer und Türme das Ende des Strandes markieren. Im Näherkommen erkennt man an den Rauchfahnen, daß es sich nicht um Türme sondern um Schornsteine, nicht um eine Stadt, sondern um eine Fabrik handelt. Es ist eine Düngemittelfabrik, die die von den Fischern gelieferten Trockenfische zu Dünger verarbeitet.

Am Retourweg springt ein indisches Mädchen fast vor unser Motorrad. Beim Ausweichen komme ich in tiefen Sand, was zu einer abrupten Abbremsung des Vorderrades führt. Christl übt über mich hinweg den Alleinflug, glücklicherweise ist der Sand weich. Auch mir passiert außer einer verstauchten Hand nichts. Die Fahrt ans Südende des Strandes ist lohnender. Eine landschaftlich schöne Flußmündung, Palmenwälder am anderen Ufer sind hübsch anzusehen.

Zwei mal mieten wir Fahrräder, uralte Modelle ähnlich wie Steyr-Waffenräder, nur schrecklich verrostet. Fahrräder haben in Indien keine Beleuchtung. Die Inder fahren auch in stockdunkler Nacht. Sie müssen Augen wie ein Luchs haben. Ich habe mir schon beim Gehen eine Taschenlampe gewünscht (Nächstes Mal unbedingt auf den Packzettel setzen!).

Am Tag nach Weihnachten soll in unserem Hotel eine Hochzeit gefeiert werden. Wir freuen uns schon auf eine typisch indische Hochzeit mit geschmücktem Bräutigam, der auf einem Elefanten geritten kommt usw. Ich habe es geahnt. Die Braut kommt in Weiß, der Bräutigam im Smoking, selbst die Kinder haben Seidenanzüge bzw bunte europäische Kleidchen an. Die Moderatorin, die das Musikprogramm ansagt spricht englisch. Offensichtlich haben diese Leute sich total an die europäischen Eroberer angepaßt und dabei ihre Kultur zur Gänze aufgegeben. Dafür haben sie entsprechenden Wohlstand erwerben können. Wer sind wohl die besseren Menschen, diese Assimilanten, oder diejenigen, die Bauern und Fischer geblieben sind und heute oft nicht englisch sprechen können bzw. überhaupt Analphabeten sind. Ein indisches Paar aus "besseren" Kreisen, das miteinander englisch gesprochen hat, haben wir befragt: Zu Hause sprechen sie ihre Muttersprache, nämlich portugiesisch. Mit dem Kellner beispielsweise sprechen sie "gewöhnliches" Kokani. More educated people, wie sie sich ausdrückten, sprechen alle mindestens diese drei Sprachen.

Einen Ausflug zu den Dudhsagar Wasserfällen machen wir mit der indischen Dampfeisenbahn. Es kostet nur 24 Rupien für beide , 60km hin und zurück. Die Wasserfälle sind wunderschön und eine angenehme Abwechslung. Die Bahn hält auf einer malerischen Brücke direkt auf halber Höhe des Wasserfalls und man kann, bis der Retourzug kommt, ausgiebig herumklettern und die Affen beobachten. Diesen Ausflug gibt es auch vom Reisebüro mit Jeep um 20 $ pro Person. Die Teilnehmer sind mit gekrümmtem Rücken ausgestiegen und haben sich darüber beklagt, daß sie den Wasserfall nur aus großer Entfernung gesehen haben.

Die anderen Tage verbringen wir faulenzend am Strand meist in der Nähe vom Hotel Majorda Beach in dem ich mich schon vor einigen Jahren von den Anstrengungen einer Nordindienrundreise erholt habe und mit dem mich sehr angenehme Erinnerungen verbinden.

Tagsüber essen wir nur Früchte vom Strandverkäufer, der mit einem Fahrrad unterwegs ist und als einziger an dieser abgelegenen Stelle vorbeikommt. Manchmal, wenn wir gerade mit Fahrrädern unterwegs sind kehren wir auch in einer der kleinen Strandkneipen ein. Das sind ganz gewöhnliche Hütten: Meist wurden einfach die Stämme von Palmen in den Boden gerammt(z.B. einer in der Mitte und fünf oder sechs im Kreis darum herum, das Dach besteht aus Palmblättern, eine Art Zaun aus verschiedenen Holzstücken grenzt die Hütte nach außen, eine Wand aus Palmblättern oder alter Zeltleinwand zur Küche ab. Meist gibt es hier nur Getränke und Fisch. Die Besitzer dürften Fischer sein, die eine günstige Methode gefunden haben die Meeresprodukte gewinnbringend zu verkaufen. Für uns ist es jedenfalls sagenhaft billig.

Einmal wird ein 1,80 m langer Hammerhai bei einer Strandkneipe angeliefert. Man beruhigt uns mit dem Hinweis, daß er weit draußen gefangen worden sei.

Die Abende sind einem ausgiebigen Essen im Hotel, mit abschließendem Cocktail und Besuch von diversen Kneipen am Strand oder im Hinterland gewidmet. Was wir zu Mittag weniger essen, essen wir abends zu viel. Das scharfe Essen schmeckt uns beiden vorzüglich, so gewürzt schmecken mir sogar Fische, deren Freund ich normalerweise nicht bin. Am letzten Abend (4.1.90) endecken wir noch eine Inkneipe mit westlicher Tanzmusik. Michael Jackson, Eddie Cochran usw. Lauter junge Leute, wie in den 68ern. Die Mädchen tanzen ekstatisch und ziehen herumstehende Burschen zum Tanz. Eine Superstimmung. Ein, wie mir scheint präkoitales Tanzvergnügen.

Ich kann die Aussteiger verstehen.

Doch morgen Nachmittag wird am Flughafen in Goa eine AUA-Maschine stehen die uns ins kalte, winterliche Wien und zu Streß und Arbeit zurückbringen wird.

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